Dienstag, 15. März 2011

Call of Duty: Black Ops (DE): "Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen"

In bewährter Tradition ist im November ein neuer Teil der CoD-Reihe erschienen. Wie heiß erwartet Black Ops (DE) war, ließ sich schon auf der diesjährigen Gamescom erkennen. Ein Spiel, an dessen Stand die Wartezeit schon am Pressetag mehr als eine Stunde beträgt, verspricht ein großer Wurf zu werden. Die hohen Erwartungen kommen nicht von irgendwoher, schließlich erzielten schon die anderen Teile der meistverkauften PS-Videospielserie Lob und war im Vorfeld doch von erstaunlichen Neuerungen zu hören, die die Entwickler von Treyarch implementieren sollten: Mehr Story, mehr Entwicklung der Charaktere sowie eine neue Technik zur Animation selbiger.
Worum aber geht’s?
Wir wachen auf in einer Verhörsituation, umgeben von Monitoren, die wirre Zahlenfolgen anzeigen, Zahlenfolgen, die nur unser Charakter Alex Mason entschlüsseln und damit die USA retten kann. Der aber scheint unter einem Gedächtnisverlust zu leiden und muss daher seine vergangenen Missionen, angesiedelt zwischen Ende des Zweiten Weltkriegs und Vietnam, erneut durchleben. Los geht’s auf Kuba, ein kleiner Tötungstrupp um Mason soll Fidel Castro aus dem Weg räumen. Das geht bekanntermaßen schief, Mason landet in einem sowjetischen Arbeitslager und lernt dort seinen späteren Begleiter und des Öfteren auch Lebensretter Viktor Reznov kennen. Nach einer spektakulären Flucht aus dem Gulag agieren wir an weiteren brisanten Schauplätzen der Geschichte (auch wenn es das Spiel mit den Fakten des Kalten Krieges nicht zu genau nimmt), mal wie gewohnt aus Sicht des Hauptcharakters, teilweise aber auch aus der seiner Kameraden in Parallel- oder Ergänzungsmissionen. 
Und was Black Ops (DE) in diesen Missionen bietet, ist große Action, besonders beeindruckend sind die Aufträge in Vietnam, da auch die Protagonisten an Fähigkeiten dazu gewonnen haben. Mason kann schwimmen, sich aus dem Lauf auf den Boden werfen, aber natürlich auch weiterhin von einem großen Waffenarsenal Gebrauch machen. Denn das Hauptziel bleibt ja doch, den Feind auszuschalten. Aber alles über den Haufen schießen, was sich bewegt, ist nicht immer der beste Lösungsweg. Häufig lohnt es sich vielmehr, großes Aufsehen zu vermeiden und vorsichtig schleichend  feindliche Gebiete zu infiltrieren. Wem das zu langsam geht, der hat Zugriff auf einen umfassenden Fuhrpark,  bietet Black Ops (DE) doch mehr Gefährte als die Vorgänger auf. Gerade zum Finale hin fühlt sich das nach einem „höher, schneller, weiter“ an. Konnten wir im Vorgänger aus einem Helikopter heraus nur schießen, müssen wir nun selbst ans Steuer. Gleiches gilt für Motorräder oder die typischen Flussboote in Vietnam. Apokalypse Now lässt grüßen - auch atmosphärisch. 
Erstmalig hat der Hauptprotagonist ein Gesicht und eine eigene Stimme. Beides führt zu einer wesentlich größeren Identifikation. Dazu trägt auch die Story um Verrat und deutsche Nazi-Wissenschaft bei (Was wäre ein Kriegsspiel auch ohne Bezugnahme auf das Dritte Reich?), die durch Zeitsprünge ein bisschen Kombinationsvermögen vom Spieler fordert, aber wesentlich emotionaler und zusammenhängender inszeniert ist als beim Vorgänger, bei dem man sich durchaus häufiger die Frage gestellt hatte „Warum mache ich das hier eigentlich?“.Eine engere Bindung an das Game bewirkt auch die Grafik, denn die sieht richtig gut aus. Das Full Performance Capturing zur Simultanaufzeichnung von Gesichts- und Körperdaten sowie dem Ton hat eine große Detailfülle bewirkt, selbst kleine Falten im Gesicht sind sichtbar und lassen die Figuren menschlicher, realistischer erscheinen als zuvor. Der Realismusgrad führt aber auch dazu, dass Black Ops (DE)Kriegsschrecken visualisiert und erleben lässt, wie sie sicherlich nicht von jedem Spieler ertragen werden können. Hatte Modern Warfare 2 durch eine diskutable, aus Sicht von Terroristen zu spielende Flughafenmission auf sich aufmerksam gemacht, ist es beim aktuellen Teil nicht einmal eine Spielszene oder -mission, die für Furore sorgt. Vielmehr erhitzen sich die Gemüter an einem Werbespot, der den Slogan „There’s a soldier in all of us“ mit Stars wie Kobe Bryant und „Normalos“ an die Spielerwelt bringen soll. In dieser Diskussion geht es fast unter, dass das Spiel für den deutschen Markt schon entschärft wurde, während die PEGI-Version bereits indiziert ist. Hierzulande muss man Vietnam ohne „Sympathy for the devil“ (Rolling Stones) durchstehen sowie auf eine Folterszene und die Möglichkeit, Gliedmaßen einzeln abzuschießen, verzichten. Gleichwohl bleibt das Game harte Kost. Projektile in Köpfen, aufgeschnittene Kehlen, Giftgas sowie die Möglichkeit, sich ergebende Feinde zu erschießen, sind heftig und aufwühlend. Dessen sollte sich jeder bewusst sein, der Black Ops (DE) kaufen möchte. Wer sich nicht Schrecken lässt, den erwartet ein Action-Highlight a la Michael Bay mit großem Kriegsgerät und Szenerien, an denen Colonel Kilgore seine Freude hätte.
Ob Francis Ford Coppolas Napalm-Freund auch Gefallen an Zombies fände, ist nicht überliefert, ich kann einen Blick in den Survival-Modus mit Zombies aber nur empfehlen. Der Multiplayer wurde für diese Review nicht getestet, doch dürfte er ein weiteres Kaufargument sein.

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