Montag, 14. März 2011

Castlevaia: Lords of Shadow

Versierten Videospielern ist der klangvolle Name Castlevania seit den 80er Jahren ein Begriff für teils knüppelharte Jump'n Runs und Actionspiele im fantastischen, von allerlei Horrorfilmpersonal bevölkerten Mittelalter. Die Spiele an sich sind dabei immer ausnehmend simpel strukturiert – der einsame Held, fast immer ein Angehöriger der Belmont-Familie, eines Clans von Monsterjägern, macht sich auf, die Welt vom Bösen zu befreien. Das Böse wiederum konzentriert sich praktischerweise nahezu immer in einem finsteren Schloss und wird in der Regel von Dracula oder einem vergleichbar mächtigen Vampir angeführt. Dieses Schema hat der Castlevania-Reihe fast 20 Jahre lang gut gedient, allein der Übergang von zweidimensionalen Platformern hin zu 3D-Actionspielen der neuesten Generation wollte nicht recht glücken. So stellt Castlevania: Lords of Shadow zwar schon den dritten Versuch dar, die Serie in die dritte Dimension zu übertragen, ist zugleich aber auch als kompletter Neustart der Reihe angelegt und soll so seine wenig erfolgreichen Vorgänger vergessen machen.
 Dieser Wille zum Neuanfang äußert sich zunächst darin, dass Konami mit Lords of Shadow die Entwicklung der eigenen Hausmarke ausgelagert und die Spanier von MercurySteam beauftragt hat, das Spiel umzusetzen. Außerdem hat man sich für die Produktion das Studio des legendären japanischen Spieleentwicklers Hideo Kojima, des Vaters der Metal Gear-Reihe, ins Boot geholt. Entstanden ist ein Spiel, das der Serientradition im neuen Gewand gerecht wird und insbesondere Castlevania-Neulinge begeistern dürfte.

Wie üblich liegt in der Welt von Castlevania zu Beginn des Spiels wieder so einiges im Argen, Monster aller Art überrennen das vor kurzem noch friedliche Land, nachdem durch einen mächtigen Zauberspruch der Himmel, bekanntlich Sitz Gottes und in Castlevania Quell alles Guten und die irdische Sphäre voneinander getrennt wurden. Zum Glück gibt es einen eingeschworenen Ritterorden mit dem einfallsreichen Titel ‚Bruderschaft des Lichts', der sich die Wiederherstellung der ursprünglichen Ordnung auf die Fahnen geschrieben hat. Der Spieler verkörpert Gabriel Belmont, den Mann fürs Grobe und Mitglied ebenjenes Ritterordens. Gabriel hat nicht sonderlich viel zu verlieren im Kampf gegen die Horden der Finsternis, da seine über alles geliebte Frau Marie bereits zu den ersten Opfern der hereinbrechenden Katastrophe gehört. Umso mehr freut es da unseren Rittersmann, dass er bereits kurz nach Beginn des Spiels von einer Chance erfährt, seine verstorbene Liebe vielleicht ins Leben zurückzuholen. Gabriel muss, um die Zerstörung der Welt aufzuhalten und eine Chance für die Wiedererweckung Maries zu wahren, die mächtigen Lords of Shadow besiegen und sich ihre Kräfte zueigen machen. Dabei stehen ihm in bester Serientradition klassische Waffen zur Verfügung: Gabriels schweres Eisenkreuz ist mit scharfen Kanten und einer Kettenpeitsche versehen, außerdem verfügt der Ritter über Dolche, die er aus der Entfernung auf Gegner schleudern kann und erweitert sein Arsenal im Verlauf des Spiels um Utensilien wie Weihwasser oder kleine Feen, die Gegner ablenken und verwirren. Wenn die üblichen Hausmittel nichts mehr helfen, kann Gabriel außerdem auf magische Fähigkeiten zurückgreifen, durch helle oder dunkle Magie verändern sich seine Angriffe. Die Magie des Lichts sorgt dafür, dass er im Kampf durch erfolgreiche Angriffe Lebensenergie zurückgewinnt, die Schattenmagie verleiht Gabriels Angriffen mehr Durchschlagskraft und ermöglicht darüber hinaus interessante Zusatzaktionen: so wird aus einem kurzen Sprint unter Einfluss der Schattenmagie schnell ein fataler Bodycheck. Jenseits dieses recht begrenzten Waffenarsenals bietet Castlevania: Lords of Shadow ein Kampfsystem mit unzähligen Combomöglichkeiten, die Gabriel im Verlauf des Spiels durch im Kampf gewonnene Erfahrungspunkte ‚kaufen' kann. Für die Fans vergleichbarer Titel wie God of War oder Devil May Cry bietet sich also die Möglichkeit, endlose Schlag- und Trittkombinationen aneinander zu reihen und die Kämpfe flüssig und ansehnlich zu dominieren.

Notwendig ist eine solche Perfektion aber nicht, der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist zwar in höheren Einstellungen durchaus fordernd, lässt sich aber flexibel anpassen und es gibt keine Stelle, die auf den leichtesten Einstellungen nicht irgendwie zu meisten wäre. Wer Herausforderung sucht, findet sie dennoch nach dem ersten Durchspielen auf dem dann freigeschalteten Paladin-Schwierigkeitsgrad und in den teilweise absurd schwierigen Herausforderungen jedes Levels, die nach dem ersten Absolvieren des Bereichs offenbart werden und zur Rückkehr in frühere Spielabschnitte einladen. Komplexe Hüpfpassagen, wie sie noch die älteren Teile der Serie auszeichneten, wird man bei Lords of Shadow vergebens suchen – das Platforming ist idiotensicher, nur selten stürzt man ins Bodenlose. Hier ergibt sich dann auch einer der Hauptkritikpunkte am Spiel – Fans der klassischen Castlevania-Titel werden ihr Lieblingsspiel nicht auf Anhieb wiedererkennen, zu sehr orientiert sich die Monsterhatz in Richtung moderner Actiontitel wie God of War.
Auch die Präsentation der absolut genretypischen Geschichte von Lords of Shadow hätte etwas inspirierter ausfallen können, besonders, wenn man ständig mit Meistererzähler Kojima als einem der Produzenten des Spiels wirbt. In soliden, kurzen Zwischensequenzen wird die Geschichte um Gabriel und die Lords of Shadow vorangebracht, zudem steht jedem Level eine von Patrick Stewart exzellent vertonte Voice-Over Einleitung voran, die Gabriels Geschichte begleitend erzählt.
Wer über diese kleineren Mängel hinwegzusehen bereit ist bekommt mit Castlevania: Lords of Shadow ein sehr gutes Actionspiel, dessen Stärken neben ansprechenden Kampfsystem auch in der sehr atmosphärischen grafischen Präsentation des Spiels liegen. Vorbei sind die Zeiten, wo Castlevania nur auf das titelgebende Schloss als Schauplatz beschränkt war, Gabriel kommt in der Welt herum und die sieht dabei wirklich gut aus. Von finsteren Wäldern über Sumpfgebiete, Ruinenstädte, Tunnelsysteme oder Gebirgspässe bis hin zum eben doch unvermeidlichen Schloss ist das Leveldesign sehr ansprechend. Da wählt man dann auch gern auf der Übersichtskarte früher gespielte Passagen nochmals aus, um sich zuvor unerreichbare Upgrades zu sichern oder die Herausforderungen zu versuchen. Doch auch ohne diese Rückkehr an frühere Schauplätze bekommt man mit Lords of Shadow genug Spiel fürs Geld – mit insgesamt zwölf Kapiteln, die je zwischen zwei und sieben Leveln umfassen, ist das neue Castlevania ein umfangreiches Spiel.
Fazit: Freunde von Actionspielen wie God of War oder Devil May Cry greifen bedenkenlos zu, auch für Anhänger klassischer Vampirjägerszenarien lohnt sich ein Blick. Wer als Fan der klassischen Serie auf beinhartes Platforming hofft oder durch Hideo Kojima in Produzentenfunktion eine epische und brillant präsentierte Geschichte erwartet, sollte vielleicht erstmal einen Blick in die Demo werfen.


Artikel verfasst von Felix

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