Montag, 14. März 2011

Die Abenteuer von Aragorn


Man sollte meinen, fast sieben Jahre nach Veröffentlichung des letzten Teils der gefeierten Verfilmung der „Herr der Ringe"-Romane sei die Verwertungskette aus DVD-Releases, Merchandise und begleitenden Games allmählich erschöpft. Warner Bros. belehrt uns dieser Tage eines Besseren, mit dem Blu-Ray-Release der Kinofilme, aber auch mit „Die Abenteuer von Aragorn" – einem neuen Actionspiel in Tolkiens Fantasy-Universum. Das Spiel unterscheidet sich in zwei wesentlichen Punkten von den bisherigen Games zum Film: Zum einen ist „Die Abenteuer von Aragorn" eindeutig auf jüngere Spieler bzw. Familien zugeschnitten, zum Anderen ist das Spiel vor dem Hintergrund der nun für alle großen Konsolen verfügbaren Bewegungs- bzw. Gestensteuerung konzipiert.
Die Handlung des Spiels erzählt im Wesentlichen alle relevanten Stationen des Ringkriegs im dritten Zeitalter von Mittelerde und damit die gesamte Geschichte der Filmtrilogie nach. Dabei verfolgt man das Geschehen, wie der Titel des Ganzen bereits nahelegt, hauptsächlich aus der Perspektive von Aragorn, dem Waldläufer, der im Verlaufe des Abenteuers schließlich zu Elessar, dem König der Menschen reift. Als Waldläufer ist Aragorn natürlich bewandert im Umgang mit dem Schwert sowie mit Pfeil und Bogen, er weiß sich also durchaus gegen die zahlreichen Unholde und Schergen Saurons zu wehren, die einem im Verlauf der Geschichte über den Weg laufen. Man kämpft sich von den grünen Hügel rund um die Stadt Brill bis hin zur wüsten Einöde vor dem schwarzen Tor Mordors. Dabei bleibt die Ähnlichkeit zur Filmvorlage zwar jederzeit erkennbar, allerdings sieht man den Abenteuern Aragorns ihre Zielgruppenorientierung und ihr offenbar beschränktes Produktionsbudget deutlich an: Bei vielen Spielen, die für alle gängigen Konsolen veröffentlicht werden, ist der Wii-Release bedingt durch schwächere Hardware mit Comic-Optik ausgestattet, die weniger Grafikleistung benötigt. „Die Abenteuer von Aragorn" allerdings sieht für alle Systeme gleich aus, das Spiel wirkt wie eine leicht verniedlichende Karikatur des Mittelerdes der Kinofilme. Es ist immer noch deutlich erkennbar, welche Filmfigur gerade über den Bildschirm huscht, die Figuren wirken allerdings etwas grober gezeichnet und manchmal unproportional klein. Ihre Animationen sind bisweilen abgehackt und erscheinen manchmal unfreiwillig komisch, dies mag allerdings mit dem Fokus auf Bewegungssteuerung zusammenhängen. Da für den Test eine PS3-Fassung des Spiels, allerdings kein Playstation Move zur Verfügung stand, lässt sich an dieser Stelle nur die Controller-Steuerung beurteilen. Diese ist sinnvoll konzipiert, reagiert allerdings manchmal etwas träge und kann natürlich nicht mit der Variationsvielfalt reiner Controllersteuerungen mithalten – Zahlreiche verschiedene Attacken und Combos hat man bei „Die Abenteuer von Aragorn" also nicht zu erwarten.

Das Spiel als solches funktioniert als klassisches, wenn auch streckenweise zu leichtes Action-Adventure. Man lenkt Aragorn durch Mittelerde, seine wechselnden Begleiter werden computergesteuert und folgen ihm automatisch. Allerdings besteht fast jederzeit die Möglichkeit, dass sich ein zweiter Spieler in der Rolle des Zauberers Gandalf ins Spiel einklinkt und Aragorn magisch unter die Arme greift – ein großer Pluspunkt für das Spiel in einer Zeit, in der Multiplayermodi fast nur noch über die Onlinefunktionen der Konsolen gestaltet werden und man selten mit Freunden zusammen vor einem Gerät spielen kann. Innerhalb der Level gibt es nicht nur zahlreiche Feinde zu besiegen, sondern auch eine Menge, meist simpel strukturierte Aufgaben zu erfüllen – Häufig geht es um das Sammeln oder Suchen von Gegenständen. Wer sich etwas genauer im Spiel umschauen möchte, findet auch abseits der Hauptwege häufig Objekte wie neue Waffen für Aragorn, Verstärkungen für seine und Gandalfs Angriffskraft oder Buchseiten mit Hintergrundinformationen zur Geschichte. Diese Hintergründe werden von Sam Gamdschie, Frodos Gärtner und treuem Begleiter, rückblickend erzählt. Die Rahmung für das gesamte Spiel bildet ein von Sam organisiertes Fest in Hobbingen nach dem Ende des Ringkriegs, zu dem auch Aragorn als König erscheint. Es wird also direkt zu Beginn des Spiels auch für die wenigen, die weder Bücher noch Filme kennen deutlich, wie die Geschichte um Aragorn und seine Begleiter ausgeht – sicher ein Zugeständnis an die jüngere Zielgruppe. Da der Verlauf der Geschichte aber spätestens seit ihrer Verfilmung ohnehin überall bekannt ist, wird das Spiel so nicht weniger spannend.

Insgesamt funktioniert das Spiel für das, was es zu leisten verspricht, relativ gut. Die Abenteuer von Aragorn ist eine der wenigen Spielumsetzungen zum „Herr der Ringe"-Franchise, die die gesamte Erzählung vom Aufbruch aus Hobbingen bis hin zur Entscheidungsschlacht vor dem schwarzen Tor in einem Titel präsentiert. Diese Vollständigkeit sorgt zusammen mit dem durchaus reizvollen Zweispielermodus dafür, dass auch Ältere an dem Spiel ihren Spaß haben können. Optisch und spielmechanisch richten sich die Abenteuer dagegen eher an jüngere Spieler, auch die Gestensteuerung ist sicherlich für längere Spielsessions ungeeignet. Schließlich bleibt noch, dringend zur Wii-Fassung des Spiels zu raten. Erstens sehen die Portierungen auf den weitaus leistungsstärkeren Xbox- und Playstation Konsolen genauso aus, eine schönere Version des Spiels bekommt man also durch die leistungsfähigere Hardware nicht. Zudem verursachte zumindest die Playstation-Fassung bei Kamerabewegungen teils massives Tearing (horizontales Bildschirmflimmern), ein unakzeptables Manko, das in der Wii-Version allen Berichten zufolge nicht auftritt. Zweitens scheint die Gestensteuerung von „Die Abenteuer von Aragorn" in der Wii-Version am präzisesten zu sein – Wer die Konsole besitzt und sich nach einem kindgerechten Ausflug nach Mittelerde sehnt, kann bedenkenlos zugreifen. Xbox 360- und Playstation3-Besitzer werden dagegen vermutlich zumindest in den ersten Spielstunden Tränen in den Augen haben, matschiger Wii-Grafik und Tearing sei Dank.

Artikel verfasst von Felix

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen