Dienstag, 15. März 2011

Donkey Kong Country Returns

Es war der 15. Juni 2010. Während alle Welt zur Fußball-WM nach Südafrika schaute, um an diesem Tag u.a. ein torloses Unentschieden zwischen der Elfenbeinküste und Portugal zu erleben, stand Nintendo of America Präsident Reggie Fils-Aime bei der weltgrößten Videospielmesse Electronic Entertainment Expo, kurz E3, in Los Angeles auf der Bühne und kündigte für die anwesenden Journalisten einen Hit nach dem anderen für die Wii, den Nintendo DS und auch den neuen 3D Handhelden namens 3DS an. Und doch stach ein Spiel hervor: Donkey Kong Country Returns.
16 Jahre nach dem Original Donkey Kong Country für den Super Nintendo erfüllte Nintendo seinen Fans den großen Wunsch, ein Comeback des Affen in einem eigenen 2D Jump'n Run auf den Markt zu bringen. War Donkey Kong in den letzten Jahren vorrangig in Nebenrollen bei Mario Sportspielen zu finden, nahmen die Retro Studios, die Macher der Metroid Prime Serie, das Heft in die Hand und zeigen wiederholt eindrucksvoll, dass sie in der Lage sind, einem Klassiker neues Leben einzuhauchen, ohne dabei seine Wurzeln außer Acht zu lassen.
Die Geschichte von Donkey Kong Country Returns ins schnell erzählt: Nach einem Vulkanausbruch haben die bösen Tikis die Bewohner des Dschungels hypnotisiert, sodass diese den nicht gerade kleinen Bananenvorrat Donkey Kongs stehlen. Der Versuch, Donkey Kong ebenfalls zu hypnotisieren, scheitert und dieser macht sich heldenhaft auf, seine Bananen zurück zu erobern und den Dschungel zu retten. Bei diesem Vorhaben wird Donkey von seinem Nintendo-Mütze-tragenden Freund Diddy Kong unterstützt, der ihm mit seinem Raketenrucksack helfend unter die Arme greifen kann. Es ist also möglich, das Spiel zu zweit anzugehen, was Familien sicherlich freuen dürfte, allerdings kann man auch alleine in die härteste Dschungelprüfung aller Zeiten ziehen.

Und das kann durchaus so für wahr genommen werden. Donkey Kong Country Returns steigert seinen Schwierigkeitsgrad. Level für Level. Immer weiter. Immer härter. Immer schwerer. Immer anspruchsvoller. Aber nie unfair. Schluckt man den Frust erst einmal runter und konzentriert sich, kommt man auch weiter. Stück für Stück. Man ist danach erleichtert, kommt man weiter als beim Versuch vorher, nur um dann doch wieder ein Leben zu verlieren. Davon gibt es aber genug zu finden, denn ein alter Leitspruch der Videospielindustrie sagt: „Finde 100 Dinge (in diesem Fall Bananen) und du bekommst ein neues Leben“. Funktioniert hier auch massenhaft, schließlich sind wir im Dschungel. Ist der Frust doch zu 
groß, so kann man nach einigen gescheiterten Versuchen den Super Assistenten einschalten. Dieser spielt dann den Level bis zum Ende und man kann den Nächsten in Angriff nehmen. Allerdings gehen alle gesammelten Gegenstände wie die K-O-N-G Buchstaben und die Puzzlestücke verloren. Anstrengung beim Spielen lohnt also, denn hat man alle zusammen, werden kleine Extras frei geschaltet, wie zusätzliche Level oder Bilder aus der Entwicklungsphase des Spiels.
Abwechslung wird in diesem Spiel groß geschrieben. Es wird traditionell von links nach rechts gerannt, gesprungen und geklettert, nur um im nächsten Moment mit einer Lore durch den Stollen zu fahren oder in einem Raketenfass zu fliegen und gefährlichen Gegenständen auszuweichen, oder in den Hintergrund des Bildes verfrachtet zu werden. Dieser nette Aspekt findet sich in den ersten Welten mehrfach wieder, zum Ende hin leider kaum noch, was aber verschmerzbar ist, schließlich stehen im Wald mehr Bäume hintereinander als Mauern in einer Fabrik. Auch in den Welten gibt es abwechslungsreiche Gebiete, vom angesprochenen Dschungel geht’s an den Strand, in Ruinen, in eine Fabrik bis in den Vulkan hinein. Die Endgegner jeder Welt sind alle auf die unterschiedlichsten Art und Weisen zu besiegen und lehnen sich ein wenig an die Endgegner vom Gamecube Spiel Donkey Kong: Jungle Beat an.
Das Gameplay kann also überzeugen, wie sieht es mit Grafik und Sound aus? Grafisch ist das Spiel wie aus einem Guss. Es passiert im Hinter- und Vordergrund manchmal so viel, dass man beinah das Spielen vor lauter Staunen vergisst. Das gilt es aber zu vermeiden, die Geschosse könnten einschlagen. Ein bisschen verliebt habe ich mich seit dem Trailer in den Sonnenuntergangslevel. Die Idee wirkt so frisch und wurde so grandios umgesetzt, dass es beinahe ein Vergehen ist, wenn man es nicht mag. Auch bei der Musik haben die Retro Studios alles richtig gemacht. Es gibt viele Stücke aus dem Original zu hören, ein wenig aufpoliert und das so schön, dass man sie gerne den Tag über im Ohr hat. Ja, Ohrwurmgefahr ist angesagt. Besonders gefreut hat mich das Arrangement von „Aquatic Ambiance“. Wer sich an das Original erinnert, wird wahrscheinlich heute noch dahin schmelzen, denn so schöne Musik ist kaum noch auf Konsolen zu hören. Getrübt wird die Freude jedoch durch die Tatsache, dass es, anders als im Original, keine Unterwasserlevel gibt, in denen der Song zu hören ist.
Hier schließen sich somit auch ein paar weitere kleine Kritikpunkte an: Es ist unheimlich schade, dass die Krokodile rund um King K. Rools nicht mehr anzutreffen sind, genauso wenig wie die tierischen Freunde Donkey Kongs, abgesehen von Rambi und Squawks. Zudem sind Donkey und Diddy Kong unterschiedlich stark. Logisch, aber zusammen mit Diddy sind die Level um ein Vielfaches einfacher zu meistern als mit Donkey alleine. Immer noch machbar, aber schwerer.
Das soll dem Spaß aber keinen Abbruch tun. Wer Donkey Kong Country Returns einlegt, bekommt ein famoses Spiel geboten, welches vor kleinen Feinheiten nur so strotzt. Die Level sehen wunderschön aus, die Musik ist fantastisch, die Steuerung klappt und man hat einfach ein super Spiel. Wer allerdings meckert, dass das Spiel zu schwer sei, dem sollte eins klar sein: Wer dieses Spiel einlegt, bekommt Donkey Kong Country in seiner pursten Form: fordernd, überraschend, aber niemals unbezwingbar. In diesem Sinne zitiere ich Axl Rose: „Welcome to the jungle, we got fun and games.“
Am Ende soll aber noch eine Frage erlaubt sein: Wieso schafft es ein schwergewichtiger Klempner, sich an Vorsprüngen festzuhalten, ein kräftiger Affe, der sonst überall hoch kraxelt, dagegen nicht?



Artikel verfasst von Stefan

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