Dienstag, 15. März 2011

Need for Speed: Hot Pursuit

Die Need for Speed Reihe gehört seit mehr als 15 Jahren zu den Klassikern im Rennspiel-Bereich und hat, wie fast jede langlebige Videospielreihe, schon zahlreiche Höhen und Tiefen mitgemacht. Einige Need for Speed-Titel sind legendär und gehören zu den Klassikern des Genres, von anderen Teilen der Reihe spricht heute (zu Recht) niemand mehr. Mit Need for Speed: Hot Pursuit ist nun vor kurzem der neueste Ableger der traditionsreichen Serie erschienen. Angesichts des mit Riesenschritten nahenden Weihnachtsfests Grund genug herauszufinden, ob das Spiel eher zu den Tops oder Flops der Serie gehört.
Need for Speed: Hot Pursuit orientiert sich eher an den Klassikern der Serie, was nach dem bisweilen aufdringlich coolen Tuning-Inhalten vergangener Jahre eine willkommene Abwechslung ist. In diesem Spiel geht es wieder lediglich um das Fahren von Rennen (oder Verfolgungsjagden), die Anpassung der eigenen Wagen beschränkt sich auf die grundlegende Auswahl von Farbschemata. Auch bietet Hot Pursuit keine aufgesetzte Storyline oder anderen Schnickschnack, es geht einfach nur ums Fahren. Gefahren wird im fiktiven Seacrest County, einer 160 Straßenkilometer umfassenden Region, deren Gesetzmäßigkeiten mit normalem amerikanischem oder europäischem Straßenverkehr in etwa so viel zu tun haben wie die Schlachten von Mittelerde mit dem Irakkrieg. In Seacrest County sind ausnahmslos sündhaft teure (und dementsprechend schnelle) Luxusautos auf den perfekt asphaltierten Straßen unterwegs – und zwar sowohl aufseiten der Raser wie auch bei den Ordnungshütern. Polizei-Lamborghinis sind in diesem Need for Speed keine Seltenheit. Allerdings stehen, wie bei Rennspielen üblich, nicht von Beginn an alle Wagen zur Verfügung, vielmehr muss man sie, für Polizei und Raser in unterschiedlichen Karrieren, graduell freispielen. Dazu ist das Sammeln von Punkten notwendig, die es wiederum in den nicht übermäßig zahlreichen, aber grundsoliden Spielmodi von Need for Speed: Hot Pursuit gibt. Da wäre zum einen das klassische Rennen (manchmal unter Beteiligung der Polizei), das Zeitfahren (allein gegen die Uhr) und natürlich, auf Seiten der Gesetzeshüter, die Verfolgungsjagd. Allen Beteiligten stehen dabei diverse Tricks zur Verfügung, um ihre Siegchancen zu erhöhen oder Verfolger abzuschütteln. Die Raser haben den unvermeidlichen Turbo, können Stachelfallen auslegen und mit elektromagnetischen Wellen vorausfahrende Wagen lahmlegen, außerdem verfügen sie über einen Jammer, also ein Gerät, dass die Waffen der anderen Fahrer und die Minikarte der Cops kurzzeitig blockiert. Die Gesetzeshüter stehen dem nicht hilflos gegenüber, sie können neben den Stachelfallen und den EMPs auch auf Straßenblockaden oder Luftunterstützung in Form von Helikoptern zurückgreifen. Erstaunlicherweise sind diese Gimmicks alle einigermaßen ausgewogen, keines erweckt den Anschein, völlig übermächtig oder absolut unverwendbar zu sein. Dennoch können sie, im richtigen Moment mit Bedacht eingesetzt, den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen.

Die einzelnen Stationen seiner Karriere passiert man bei Need for Speed: Hot Pursuit auf einer Art Straßenkarte von Seacrest County, auf der man seine nächsten Stationen und Herausforderungen anwählt, um dann nach einer kurzen Sequenz direkt aus dem fliegenden Start heraus im Geschehen zu landen. Zwar bietet das Spiel auch die Möglichkeit, seine offene Welt frei zu er-fahren, dieser Erkundungsmodus ist aber für den Karrieremodus nicht relevant, da man keine Events oder Rennen auslösen kann. Zum Auskundschaften des Straßennetzes oder für schicke Screenshots mit dem eigenen Wagen eignet sich der Modus aber prima.
Die größten Neuerungen am klassischen Need for Speed Prinzip finden sich bei Hot Pursuit im Mehrspielermodus. Das Spiel bietet umfangreiche Online-Funktionen, die einem Rennen und Verfolgungsjagden gegen die eigenen Freunde oder auch Spieler aus aller Welt ermöglichen. Im Fokus steht allerdings der eigene Freundeskreis, denn dort bietet Need for Speed: Hot Pursuit mit dem sogenannten Autolog umfassende Vernetzungsmöglichkeiten. Im Prinzip funktioniert das Ganze als spielinternes Social Network, die eigenen Freunde haben Pinwände, auf denen man Nachrichten hinterlassen kann, Highscores und Rundenzeiten können verglichen und Screenshots ausgetauscht werden. Der Publisher Electronic Arts ist sogar stolz genug auf diesen Multiplayer-Modus, dass er bei Zweitaktivierung derselben Spiel-Kopie eine Gebühr für die Multiplayer-Freischaltung verlangt. Soll heißen: Sobald eine Need for Speed: Hot Pursuit-Version einmal mit einem (extra dafür anzulegenden) EA Online Account verknüpft ist, stehen ihre Onlinefunktionen auch nur noch in Zusammenhang mit diesem Account zur Verfügung. Diese offensichtliche Maßnahme zur Eindämmung von Gebrauchthandel wirft natürlich die Frage auf, ob der Hot Pursuit-Multiplayer das zusätzliche Geld einer Zweitaktivierung im Zweifel wert ist. Dies darf angesichts eines etwas zwiegespaltenen Eindrucks zumindest bezweifelt werden. Zum einen fehlt dem Online-System von EA etwas, das viele andere Dienste auch ohne Zusatzkosten der Multiplayer-Aktivierung bieten: Ein Ranking- bzw. Matchmaking System. Mit wem man beim Zufallsspiel zusammen auf einer Rennstrecke landet, ist tatsächlich völliger Zufall. Anfänger können mit erfahrenen Profis in einer Partie landen, gegen die sie keine Chance haben. Umgekehrt kann ein erfahrener Spieler auch von Neueinsteigern gelangweilt werden. Hier wäre eine Funktion zum Beurteilen der Spieler und damit eine entsprechende Zuweisung bei Online-Matches wünschenswert gewesen.

Ein weiterer Dämpfer für den Mehrspieler-Spaß ergibt sich aus dem völligen Fehlen eines Offline-Multiplayers. Gerade angesichts des Trends zum Online-Multiplayer wäre ein klassischer Mehrspielermodus für bis zu vier Personen an einer Konsole eine willkommene Abwechslung gewesen und hätte dazu beigetragen, dass sich Hot Pursuit noch stärker in die Tradition der alten Klassiker der Need for Speed Reihe gestellt hätte. Offenbar allerdings geht man bei EA davon aus, dass die meisten Spieler ihre Freundschaften nur noch online pflegen würden und vernachlässigt so die immer spaßige, weil sehr unmittelbare Erfahrung des klassischen Offline-Multiplayer.
Schließlich bleibt noch das Streckendesign, die Grafik und der Soundtrack des Spiels zu beurteilen und hier hinterlässt Need for Speed Hot Pursuit einen durchweg positiven Eindruck. Das Spiel sieht wirklich außerordentlich gut aus, die detaillierten Fahrzeuge und malerischen Landschaften werden grafisch flüssig in Szene gesetzt und sorgen mehr als einmal dafür, dass man eigentlich am liebsten anhalten und die Schönheit der Umgebung genießen würde. Die Infrastruktur von Seacrest County bietet ein abwechslungsreiches Streckennetz, bei dem auf jedem Track zahllose Abkürzungen zu entdecken sind, die geschickten Fahrern einen manchmal mehr, manchmal weniger großen Zeitvorteil im Rennen verschaffen. Von malerischen Küstenstrecken bis hin zu Fahrten durch bewaldete Bergregionen ist nahezu alles vertreten, was das Racer-Herz begehrt, hier liegt ohne Zweifel eine der großen Stärken des Spiels. Dies gilt auch für seine musikalische Untermalung, die sich dankenswerter Weise vom nur schwer erträglichen Hip-Hop und Techno-Quatsch der tuningorientierten Teile der Serie weg hin zu rockigeren Klängen bewegt, zu denen man beschwingt durch Seacrest County brettern kann.
Unterm Strich bekommt Need for Speed: Hot Pursuit eine klare Empfehlung, solange der Mehrspielermodus nicht das alleinige Kaufargument ist – denn hier besteht gewiss noch einiges Verbesserungspotential.


Artikel verfasst von Felix

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