Donnerstag, 31. März 2011

R. Kelly "Epic"

Auf Micky Epic folgt ein Rückblick auf R. Kellys Album Epic, das im letzten Jahr erschienen ist. Nicht, dass ich hier alte Kamellen aufwärmen möchte oder in einem Anfall von Nostalgie und Wehmut CDs von meiner Jugend bis heute durchhöre. 
Nein, der Anlass für eine Review dieses Albums ist ein aktueller: R. Kelly kommt auf Tour und wird am 28. April in Köln auftreten - sein einziges Konzert in NRW. Und da vermutlich nicht nur Klassiker wie "I believe I can fly", "Bump and grind" oder "I wish" zu erwarten sind, lohnt es, den beiden letzten Veröffentlichungen ein Ohr zu leihen. Zuerst also eine kurze Meinung zu "Epic":
Einen Vorgeschmack auf den Sound des neuen Albums gab es für alle Fußballinteressierten schon zur WM in Südafrika, denn dort präsentierte Mr. Kelly bei der Eröffnungszeremonie seinen Song „Sign of a victory“. Und der klang verdammt nach dem ‚alten’ R. Kelly, nach dem Musiker vor verschiedenen Sexskandalen und vor allem vor dem Boom des Autotune. Ganz im Stile eines „I believe I can fly“ oder „Turn back the hands of time“ setzt der Mann aus Chicago auch bei „Epic“ wieder auf seine unverkennbare, kraftvoll-klare Stimme. Zusammen mit feinen Streicherarrangements und Gospelelementen entstehen so Hymnen, die nicht nur Fans der Soulmusik begeistern können. Unverkennbar sind aber auch Kellys Erfahrungen seiner Afrika-Aufenthalte in einige Lieder, wie das mitreißende „Can you feel it“, eingegangen.
Generell bekommt man das Gefühl, dass dieses Album persönliche Einsichten eines Sängers vermittelt, der nach harten Zeiten wieder ein Licht am Ende des Tunnels sieht. Zeilen wie „The more I give, the more is taken“ erinnern an ein „Heaven I need a hug“, doch bleiben sie diesmal nicht alleine in Verzweiflung stehen. „Epic“ ist ein Album, das aufbaut und Mut macht, mit Liedern, die geprägt sind von der Gewissheit, dass einen jemand auffängt und wieder auf die Beine stellt. Gospeltypisch ist dies natürlich Gott oder ein „Spirit“( im gleichnamigen Track), der einen begleitet. Die Hinwendung zur Spiritualität heißt nun aber nicht, dass Kellys neues Werk apolitisch ist. Wie so viele jüngst erschienene Alben afro-amerikanischer Musiker sind auch Teile von „Epic“ getragen von der Hoffnung auf Veränderungen durch die Wahl Barack Obamas (dem das Lied „I believe“ gewidmet ist), der Hoffnung auf Wandel in Amerika, aber auch weltpolitisch („Peace“).
Aber was wäre ein R. Kelly-Album voller Hymnen ohne die Klassiker? Das muss sich der Musiker auch selbst gefragt haben und zum Schluss gekommen sein, dass so etwas nicht geht. Somit finden sich neben den neuen Songs auch die oben genannten und andere ältere Tracks über große Männer (der Muhammad Ali-Song „The world’s greatest“) und mit bekannten Stimmen (das Duett „I’m your angel“ mit Celine Dion).
Mit „Epic“ hat R. Kelly alles richtig gemacht und seinen Wandel zurück zum achtbaren Musiker beschritten, denn bei diesem Album ist der Name Programm.



Jetzt auch online: Die Review zu "Love Letter".

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