Samstag, 23. April 2011

R. Kellys "Love Letter": ein Empfehlungsschreiben zum Konzert


Nach "Epic" gab es im vergangenen Jahr ja noch ein Album des "Godfather of R'n'B, das anlässlich des Konzerts nächste Woche in Köln noch einmal etwas Aufmerksamkeit erfahren soll.
Nachdem Mr. Kelly  mit „Epic“ ja wieder alte Qualitäten hatte unter Beweis stellen können, durfte man gespannt sein, welche Richtung er mit der neuen, ja verhältnismäßig kurz danach veröffentlichten Platte einschlagen würde. Würde er bei seinen Balladen und Liebesliedern bleiben oder sich doch wieder als Mr. Cool präsentieren, der Rapper anheuert und seine Stimme mit dem geliebt-verhassten Autotune verzerrt? Wer letzteres nicht gerne hören mochte, darf beruhigt sein. Auch mit „Love Letter“ schließt der Sänger aus Chicago wieder an seine alten Hits an: Die Stimme ist klar, die Melodien eingängig und die „Ladies“ (aber natürlich auch die männlichen Zuhörer) dürften auf ihre Kosten kommen. Dieses Album ist ein Liebesbrief, der die Höhen einer Beziehung thematisiert, aber auch die Tiefen und dabei noch wundervoll klingt

Beginnt alles mit einem Liebesbrief über die guten gemeinsamen Zeiten, von Spaziergängen und anderen Aktivitäten, wird seine Angebetete schnell zum persönlichen „Number One Hit“, zum Lied seines Lebens, das nicht weniger als eine Platinauszeichnung verdient habe. Aber wie das so ist: Wenn die rosa Brille nicht mehr auf den Augen sitzt, kommt es zur ersten Krise, man fragt sich, ob die Beziehung die Richtige ist, ob die anfänglichen Schmetterlinge im Bauch eine Chance auf ein längeres Bleiben haben („Not feeling the love“). Aber alles wird gut, unsere Beziehung endet nicht an dieser Stelle, denn „Kells“ kann einfach nicht genug von seinem „Baby“ bekommen, was aber kein Hindernis für eine Affäre in einem „Taxi Cab“ ist. Und reumütig fleht er seine Freundin via einer „Radio Message“ um Vergebung an.  Daran schließt völlig passend die Single-Auskopplung des Albums an. „When a woman loves“, dann mit Herz und Seele, nimmt sie ihn doch zurück. Und dieses Lied repräsentiert als moderne Version klassischer R’n’B- und Soultracks die gesamte Platte und zeigt, dass Musik auch ohne bouncige Bässe, dafür aber mit viel Gefühl und gelungener Instrumentierung ansprechend sein kann. Der zugehörige Videoclip zeigt keine halbnackten Tänzerinnen, keine Frauen im Bett, aber auch keinen Sänger, der seine Freundin anbetet und für sie sogar ein Klavier bergauf und –ab zieht. R. Kelly, das ist klar, ist erwachsener als das, realistischer und so ist er der alleinige Hauptdarsteller des schwarz-weiß gehaltenen Videos, präsent, wie im gesamten Lied, beeindruckend, allein umgeben von Mikrofonen. Und von schönen gemeinsamen Zeiten wechselt diese seine besungene Beziehung immer wieder zu Punkten, an denen eine Trennung bevorsteht. Weitere Highlights sind dabei das Duett „Love is“ mit K. Michelle, das beschwingt zum Mittanzen einlädt, sowie das fast schon pompös orchestrierte „Music must be a lady“, die einem beide das Gefühl früherer Zeiten, vor 40 oder mehr Jahren vielleicht, geben. Aber um ein Ende der Geschichte kommen wir nicht herum, ein schmerzhaftes Ende, in der sich ein Partner trennt, obwohl er für immer bleiben wollte. Wie man diese Nachricht dem anderen beibringt? Nein, darauf gibt es keine Antwort, kein Patentrezept („How do I tell her“) und das klingt eindringlich ehrlich und macht dieses Album zu mehr als irgendeinem kurzweiligen Soul-Pop-Hit. Aber irgendwie fühlt man sich an diesem Ende doch bedrückt. So einfach soll es enden? Mit einem „Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, aber...“? Nein, so lässt R. Kelly seine Hörer nicht zurück, vielmehr überrascht er sie mit einem Bonus Track der anderen Art: seiner Version von Michael Jacksons „You are not alone“, dem der Track natürlich gewidmet ist „In loving memory of my hero MJ“.
Und nein, auch wenn ich es schon öfter gehört habe, eine billige , ja unrechtmäßige Coverversion ist das nicht. R. Kelly hat „You are not alone“ Mitte der 90er geschrieben, genau wie andere Jacko-Songs. Als Antwort auf schwierige persönliche Zeiten bot er es Michael Jackson an, der sich nach privaten Problemen ebenfalls damit identifizieren konnte und es performte. Kommerziell erfolgreich war es Jacksons letzter Nummer Eins-Hit in den USA.
Dass R. Kelly den Song nun auf seinem Album singt, sollte also eigentlich niemanden aufregen, zumal die Platte auf diese Art zu einem rundem Abschluss geführt wird. Das klingt von Anfang bis Ende stimmig und ist vielleicht auch als ein Zeichen zu verstehen, dass R. Kelly nach dem eher befreiend wirkenden „Epic“ zu sich selbst und seinen Stärken gefunden hat und zu überdrehten Beats, die einen Mitvierziger eher albern wirken lassen, auch mal „nein“ sagen kann.
Wozu man hingegen nicht „nein“ sagen kann bzw. sollte, ist, wie oben schon angekündigt, die Chance, R. Kelly einmal live zu sehen, vor allem, wenn man in Europa wohnt. Besuche hier sind aufgrund der Flugangst des Künstlers äußerst rar. Gleichwohl sind die Konzerte aber wirklich gut, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Der Mann kann live singen, was schon einmal eine gute Vorrausetzung ist für ein Konzert in der Live Music Hall in Köln. Gute Stimmung gibt’s obendrauf und deshalb sollte die Vorfreude steigen: Denn schon nächste Woche, am 28. April, ist es soweit. Tickets für das Konzert in Köln gibt es ab sofort zum Preis 47,50 € an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie unter der Rufnummer 0180/ 522 88 20 (0,14€/Min. aus dem dt. Festnetz, max. 0,42€/Min aus dem dt. Mobilfunk). Online sind die Karten unter www.handwerker-promotion.de zu ordern.

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