Donnerstag, 25. August 2011

Alice Madness returns - von einem kleinen Mädchen und durchgeknallten Waffen


Alice im Wunderland - Wer kennt Lewis Carrolls Geschichte um ein kleines Mädchen im Wunderland des Hutmachers, der Grinsekatze und der bösen Königin nicht? Schon im Jahr 2000 erschien ein Videogame von American McGee, welches erzählt, wie Alice kurz nach ihrem zweiten Abenteuer „Through the looking-glass“ ihre Familie bei einem Hausbrand verliert und  in die Rutledge-Nervenklinik eingeliefert wird.
Dieses Jahr gibt es nun die Fortsetzung dazu: Alice wird aus der Anstalt entlassen und landet in den tristen Straßen im London des 19. Jahrhunderts mit nur einer Frage im Kopf: Ist sie es, die verantwortlich ist für das Feuer im Elternhaus und damit den Tod ihrer Familie? Dass dies keine einfache Situation ist, ist offensichtlich. Was sie allerdings bei einer mental fragilen Persönlichkeit wie Alice anrichtet, das kann der Spieler hier direkt erleben. Begegnet Alice in den Elendsvierteln Londons Schlägern, Zuhältern, Prostituierten und Trunkenbolden, ist es immer mal ratsam, einer weißen Katze zu folgen und im Rahmen psychischer Aussetzer ins Wunderland zu flüchten, um der grausamen Realität zu entgehen. 
Diese Phantasiewelt ist als Kontrast zum Alltag farbenfroh und lädt zum Erkunden ein: Blumen als Sprungplattformen, nett inszenierte Spielzeuge und weitere Phantasiewesen sowie Alices wechselnde, an den jeweiligen Weltenabschnitt angepasste Kleider - Das Wunderland ist wunderbar detailreich und  könnte so schön sein, wären da nur nicht diese abscheulichen Kreaturen, die Alice nach dem Leben trachten ,und auf technischer Ebene nicht diese teilweise verwaschenen Texturen. Nichts desto trotz setzt sich Alice mit kruden Waffen zur Wehr: Eine junge Frau mit langem blutverschmiertem Messer allein wirkt immer schon unheimlich. Gesellen sich dazu aber noch eine Pfeffermühle als Gewehr oder ein Steckenpferd als Streitaxt, kann man gewiss sein: Wonderland ist ein Albtraumland, willkommen im Wahnsinn. 
Bekannte Gesichter trifft Alice an jeder Ecke: Die Grinsekatze erteilt Ratschläge und der Hutmacher gleich einen ganzen Auftrag, nämlich ihn wieder zusammensetzen, nachdem seine Gliedmaßen gestohlen worden sind, um eine Maschine anzutreiben.
Womit das Spielprinzip auch schon beschrieben ist: Flüchtet sich Alice aus dem tristen London in ihre Gedankenwelt, erteilt ihr jemand einen mehr oder weniger kleinteiligen Auftrag, bei dessen Erfüllung buckelige Kerle, finstere Maschinen (sehr schön beispielsweise eine spinnenartige, Lava kochende Zyklopenmaschine mit dem passenden Namen „EyePot“) und enorme Sprungpassagen im Weg stehen. Durch diese kann man zwar relativ gut navigieren (Alice kann nicht nur Doppel-, sondern auch Dreifachsprünge ausführen, nur vermiest die schwammige Kameraführung hier streckenweise den Spaß) und findet auch den einen oder anderen Augenschmaus am Rande der Sprung-Strecken, doch wird das Ganze auf Dauer zu lang und repetetiv. Dass man dann auch nur mit wenigen der Non-player-characters interagieren kann (Nein, ich verlange nicht, dass jeder mit mir spricht bzw. ich jeden anquatschen kann, aber wenn an manchen Plätzen schon viele Gestalten herumstehen, sollten sie mehr als nur lebendig anmutende Staffage sein),  verstärkt eine gewisse Müdigkeit, die mit der Zeit einsetzt. Sollte das dazu führen, dass man unaufmerksam im Kampf seine Energie verliert, gibt es noch eine speziellen, cool gestalteten Rettungsanker: Wie es sich für eine ordentliche Ex-Insassin einer psychiatrischen Anstalt gehört, hat auch Alice einen Hang zur Hysterie. Der Hysterie-Modus kann nur aktiviert werden, wenn die Gesundheitsleiste wirklich so gut wie leer ist, dann jedoch verändert sich die Welt enorm: Alles wird schwarz-weiß, Alice kurzerhand unverwundbar, allein die Blutspritzer stechen rot hervor. Sin City lässt grüßen. Ebenso wie klassische Shoot em ups, wenn man mit einem Piratenschiff großen und kleinen Fischen ausweichen bzw. sie bombardieren muss.  Auf diesem Weg soll das Game wohl etwas abwechslungsreicher gestaltet werden, letztlich ist aber Angriff doch die beste Verteidigung und Blocken nur in Ausnahmefällen nötig. Gekonnt Taktieren ist nicht erforderlich.
Zusammengefasst hat „Alice Madness returns“ also mit einiger Kritik zu leben (zusätzlich zu den oben genannten Kritikpunkten könnte sich der Controller für ungeübte etwas überbelegt anfühlen). Gleichwohl ist es ein atmosphärisch guter Nachfolger von Alices erstem Psychotrip, den zu spielen es sich lohnt. Aber nur für die Älteren (USK 16), denn trotz der Märchethematik gehört dieses Game nicht in Kinderhände.

Montag, 15. August 2011

F.E.A.R. 3 – Angst³?


Wie schon häufig festgestellt, ist 2011 nicht nur das Jahr der Film-, sondern auch der Spielefortsetzungen. Viele der heiß erwarteten Titel erscheinen erst im Herbst und haben mehr als nur diese Gemeinsamkeit: Es handelt sich um Shooter und sie sind alle noch dritte Teile ihrer Serien (Gears of War 3, Battlefield 3 und Modern Warfare 3). Grund genug, im Rahmen unseres Dark Summer noch einen Blick auf eine weitere Fortsetzung mit der Nummer 3 zu werfen: F.E.A.R. 3. Das ist schon im Juni erschienen und bei vielen in der Vorfreude auf oben genannte Fortsetzungen ein wenig untergegangen. Größtenteils zu Unrecht, wie sich zeigt. 
Die Story des Games ist schnell erzählt, auch wenn sie irgendwie natürlich mit den Vorgängern zusammenhängt: Man spielt wieder den namenlosen Point Man, das Ergebnis eines Genexperiments mit Supersoldaten-Fähigkeiten (vornehmlich die sich in der Zeitlupenfunktion äußernden Schnelligkeit), der am Ende des ersten Teils seinen Bruder Paxton Fettel erschossen hat. Am Ende des zweiten Teils tritt die ebenfalls genetisch aufgemotzte Frau Alma in Erscheinung, die vom Hauptcharakter des Nachfolgers geschwängert wird - Und nun stellt sich also die Frage, welche ungeheuren Fähigkeiten das noch ungeborene Kind besitzen könnte. Wirklich wissen möchte das niemand, also ist es Point Mans Auftrag, die Geburt zu verhindern. Das wäre kreativer gegangen, aber das Herummäkeln an der Story eines Shooters hat ja auch schon Tradition (Was nicht heißen soll, dass man nicht eigentlich auch coole Narrationen in diesem Genre erwarten könnte). Ebenso ist die Grafik kein Nonplusultra, doch sind die einzelnen Abschnitte durchaus ansprechend, da sie ihren eigenen Look (angepasste Farben, Ästhetik) haben. Ebenso sorgen Musik und visuelle Einspielungen stellenweise für eine gruselige Stimmung, auch wenn F.E.A.R. 3 atmosphärisch nicht so top ist wie der erste Teil der Reihe oder auch Bioshock. 
Apropos erster Teil: Unser alter Bekannter Paxton Fettel tritt auch wieder auf, mit einem Einschussloch auf der Stirn deutlich gezeichnet von seiner „Vergangenheit“. Während Point Man ein typischer Shooter-Charakter ist (und das Game größtenteils auch mehr Shooter denn Horror-Game ist, die Gruselanspielungen aus dem ersten Teil in Anlehnung an japainische Horror-Filme fehlen) ist Fettel (dieses Mal spielbar) weniger Haudegen denn Dämon, kann er doch Besitz von gegnerischen Soldaten ergreifen und für Chaos sorgen. Ausgewählt werden kann Fettel einerseits für Missionen, die in der Kampagne schon mit Point Man durchgespielt wurden, andererseits ist er der Zweitcharakter beim Koop-Spiel (Damit sich ein gewisses Gruselgefühl einstellen kann, ist die Solo-Kampagne natürlich empfehlenswerter). 
Und genau die Mehrspieler-Möglichkeiten sind  ein Kaufargument für F.EA.R. 3,da es einige unterhaltsame Modi gibt, die sowohl online als auch im Split Screen mit bis zu vier Personen gespielt werden können:
Soul Survivor: Einer der vier Spieler wird zum Geist und muss Besitz von den übrigen dreien ergreifen.
Soul King: Als Zombie-artige Kreatur kann man Besitz von Soldaten ergreifen und sie zum Ausschalten der Gegner nutzen. Von gefallenen Gegnern können Seelen eingesammelt werden, die in Punkte umgerechnet werden bis die Zeit für die Runde abgelaufen ist.
Contractions: Schon aus Call of Duty bekannt ist es hier die Aufgabe, gemeinsam eine bestimmte Location gegen heranstürmende Wellen von Gegnern zu beschützen.
Und last but not least: F***ing Run: Hier ist der Titel Programm: Die Spielergruppe muss vor einer herannahenden Rauchwolke fliehen und dabei im Weg stehende Gegner ausschalten. Fehler sind gefährlich, darf doch kein Teammitglied vom Rauch erwischt werden. Da breiten sich doch Hetze und Furcht aus.
Welche dieser Varianten die beste ist, sollte jeder für sich entscheiden, erfreulich ist aber auf jeden Fall, dass man hier einmal etwas anderes geboten bekommt als das übliche Death Match oder ein Capture the Flag.
Während der Single Player also ein guter, wenn auch kein herausragender Shooter ist, bietet F.E.A.R. 3 Abwechslung für Fans des Multiplayer-Zockens. Persönlich freut mich ja die Möglichkeit des Split Screens am meisten, aber das mag auch bedingt sein durch meine Videospiel-Multiplayer-Sozialisation durch ein bestimmtes goldenes Agentenabenteuer für den N64.

Mittwoch, 10. August 2011

Child of Eden - J-Pop trifft Beat trifft LSD trifft Bewegungssteuerung

Als Mircosoft sein Kinect Projekt erstmals vorgestellt hat, müssen sie es sich so ähnlich vorgestellt haben: Eine Person steht vor dem Fernsehschirm und statt mit einem Eingabegerät wie einem Controller oder einer Fernbedienung aktiviert sie ihre Umgebung mit einfachen Handbewegungen. Was auf der großen E3-Pressekonferenz immer pompös aussieht (sehen wir von den „Football Spielern“ bei der diesjährigen PK ab) ist bisher noch nicht komplett bei den Spielern und Entwicklern angekommen. Wie so häufig versucht sich UbiSoft als eine der ersten Firmen an der neuen Technik und zu meiner Überraschung war es kein erneuerter Abklatsch von Rayman 2. Child of Eden nennt sich die neuste Idee vom Kultspiel "REZ" Entwickler und ist wirklich deutlich besser als erwartet.
Die Geschichte ist recht schnell erzählt: Ein großer Computervirus hat sich aufgemacht, das Internet zu zerstören. Damit es dazu nicht kommt, macht sich der Spieler auf vorgelegten Bahnen auf und schießt den Virus so lange kaputt, bis die Musik des Internets wieder frei ist. Klingt skurril und wie eine Aufforderung, sich alles so schnell wie möglich aus dem Interwebs zu saugen, ist aber letzten Endes nur eine Rahmenhandlung, die euch den Auftrag gibt, hemmungslos auf kleine, geometrische Figuren zu feuern, bis am Ende eines jeden Abschnitts ein großer Endgegner auf euch wartet. Die Grafik ist dabei sehr anschaulich und besticht gleichzeitig mit jeder Menge Farben. Und ich meine nicht den einfach zwölf Farben Wasserfarbenkasten, sondern die Profiausrüstung, die Bob Ross auch ein wenig neidisch gemacht hätte. Wenn das Spiel an Fahrt aufnimmt, dann sprechen wohl nicht ohne Grund andere Spieler von einem LSD ähnlichen Zustand. Ohne eigene Drogen-Erfahrungen kann ich dazu nichts sagen, aber sagen wir es so: auf einer großen Leinwand würden die Effekt im Verbund mit beatlastiger Musik sehr gut zur Geltung kommen.
Apropos beatlastige Musik: Unterlegt wird das hübsche Farbspektrum von einer beatlastigen, gleichzeitig aber auch sehr, sehr schönen Musik. Das japanische Musikprojekt "Genki Rockets", welches man bereits bei dem Action-Adventure No More Heroes für die Nintendo Wii hören konnte, gab ein paar seiner Songs zum Remix frei und die unbeschwerte, leichte Musik wirkt bei diesem Spiel genau richtig. Dies ist durchaus auch als Anspieltipp für Genki Rockets gemeint, weil das sauber produzierte und leicht eingängige Popmusik ist. Kein Witz: Heavenly Star hab ich noch heute auf meinem MP3-Player und bekomme ein leichtes Funkeln im Auge, wenn es läuft.

Was unterscheidet nun Child of Eden von all den anderen Spielen, bei denen man im Takt Dinge zerstören muss? Es ist, wie eingangs erwähnt, die Steuerung. Der Spieler selbst ist das Fadenkreuz. Da es bei Kinect keinen Controller mehr gibt, ist man dazu angehalten, selbst die Waffe zu sein. Die Kamera erkennt die einzelnen Bewegungen der Arme und feuert somit die Geschosse auf die Gegner ab. Dies geschieht auf zwei Art und Weisen: Der linke Arm schießt die kleinen Geschosse ab und der rechte die großen Bomben, allerdings niemals beides gleichzeitig, oder man schießt beide Waffen mit einem Arm ab und wechselt sie mit einem gekonnten und hörbaren Klatschen, z.B. auf den Oberschenkel. Ja, man kann auch mit blauen Flecken aus diesem Spiel hinaus gehen. Für mich war die zweite Variante ein wenig besser spielbar, da sich die Kamera sonst erst wieder auf den anderen Arm einstellen musste und dies in brenzligen Situationen, wenn zu viele Gegner um einen herum sind, schon einmal den Bildschirmtod bedeuten konnte.
Anfangs ist diese Steuerung wirklich ungewohnt. Für Spieler, die jahrelang nur mit Controllern zu tun hatten, wirkt die Eingabe durch eine Armbewegung befremdlich und sie kostet wertvolle Zeit. In den Anfangsminuten bekommt man das Gefühl, dass die Steuerung hinterher hinkt, weil die abgefeuerten Geschosse nicht dahin fliegen, wo man mit dem Arm hinzeigt. Je länger man sich damit allerdings auseinandersetzt, desto mehr geht die Steuerung im wahrsten Sinne des Wortes in Fleisch und Blut über. Wer bei Spielen also über keinen langen Atem verfügt, der sollte sich die Anschaffung doppelt überlegen. Mit der Zeit geht einfach alles besser und die kurze Verzögerung des Zielkreuzes ist nicht mehr merkbar. Zur Beruhigung kann man sagen, dass die Bewegungssteuerung ohne Probleme funktioniert, nur einer kleinen Eingewöhnungszeit bedarf. Jedoch hat die neue Steuerungsform einen großen Haken: Man bekommt keinerlei Rückmeldung, ob man gerade getroffen wurde. Zwar wird dies visuell deutlich gemacht, indem sich das Bild ähnlich wie bei Shootern rot färbt und die Energieanzeige schrumpft, aber bei all dem Farbenwirrwarr fällt das nur bedingt auf und man steht plötzlich vor einem Game Over-Schriftzug. Die direkte Rückmeldung, wie man es seit Jahren von Controllern mit Vibrationsfunktion gewohnt ist, fällt komplett weg und das ist mittlerweile ein schmerzhafter Verlust.
Child of Eden geht als einer der ersten größeren "Kinect only"-Titel ins Rennen und kann durchaus von sich behaupten, im Ziel anzukommen. Es macht Spaß, bei der Musik seine Arme durch den Raum zu führen, so den Highscore zu knacken und mit einem Farbspektakel der Extraklasse belohnt zu werden. Wer der Kinect-Steuerung gegenüber aufgeschlossen ist, der kommt hier durchaus auf seine Kosten, wird so ein wenig Zukunftsmusik betreiben. So ähnlich muss sich Tom Cruise in "Minority Report" vorgekommen sein, als er in der Luft eine Tastatur bediente. Wer allerdings keinerlei Bezug zu Kinect hat und auch keinen aufbauen möchte, für den wird Child of Eden nun auch nicht unbedingt der Grund sein, sich Kinect anzuschaffen.

Sonntag, 7. August 2011

Cars 2: Das Spiel – Mario Kart meets Destruction Derby

Nachdem 2011 schon zum Jahr der Kinofortsetzungen ausgerufen worden ist, macht sich dieser Trend auch bei Videospielen bemerkbar. Nicht nur erscheinen im Herbst  mit Gears of War 3, Fifa 12, Arkham City oder Modern Warfare 3 Fortsetzungen bekannter Spielreihen, die das Spielerherz höher schlagen lassen dürften, auch  werden diverse  Filmfortsetzungen von Videospielfortsetzungen begleitet. Schließlich gehört ja mittlerweile zu jedem größeren Film das entsprechende Game.
Häufig ist den Spielen anzumerken, dass sie unter Zeitdruck pünktlich zum Filmstart fertig produziert sein mussten, diese Titel sind dann nur etwas für die eingefleischten Fans und nichts für Videospielästheten. Nicht so jedoch Cars 2. 
Während schon der erste Cars-Film ja durchaus als einer der schwächeren Pixar-Filme gilt und auch der Zweite von Kritikern nicht nur mit Lob überschüttet wurde, überrascht das Spiel positiv. Zwar laufen Ton und Untertitel im Vorspann nicht synchron, doch ist das schnell vergessen, denn entgegen aller Voreingenommenheit macht das Spiel wirklich Spaß. Doch beginnen wir von vorne:
Wir spielen die Story des Films nach, jagen also in Agentenmanier mit NASCAR-Rennwagen Lightning McQueen, seinem Freund, dem Abschleppwagen Mater, oder vielen anderen Charakteren rund um die Welt, von einem exotischen Schauplatz zum nächsten. James Bond lässt grüßen. Und der britische Geheimagent hat natürlich auch in Cars 2 sein Pendant: Finn McMissile, eine bläulich-glänzende Mischung aus BMW und natürlich einem Aston Martin, der mit der deutschen Stimme von Daniel Craig klingt, als sei er direkt im Auftrag ihrer Majestät unterwegs.  Da kommt Agenten-Feeling auf. 
Also messen wir uns in verschiedenen Rennmodi mit zahlreichen Kontrahenten.  Zum einen gibt es das klassische Rennen ohne Extras, dazu kommt die Mario Kart-Variante von Rennen mit vielen Waffen. Nur gibt es bei Cars keine Panzer oder Pilze, dafür verschiedene Schusswaffen und rennspieltypische Nitro-Boosts (diese werden aufgeladen durch Drifts, aber auch coole Kunststücke wie Rollen/Saltos im Springen, auf nur zwei Rädern fahren oder für die Profis durch das Rückwärtsfahren, natürlich mit umgekehrter Lenkung). Wer die Nitros spart und seine Leiste komplett auffüllt, wird in Mario Kart-Stern-Manier  für einen Moment  unbesiegbar, und  kann das Feld von hintern aufmischen und eine Runde berserken. Der Zerstörungswut nachgeben dürfen wir auch im Gurken-Rennen, in dem es darum geht, die Spielzeit durch den Abschuss von schrottreifen alten Karren  zu verlängern sowie im Arena-Kampf, in dem wir Prof. Zs (Professor Zündapp, ein durchgedrehter, ein Monokel tragender Wissenschaftler) Schergen nach und nach außer Gefecht setzen. Einzig die Variante, ein Schutzschild durch das Aufsammeln von Batteriepacks so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, überzeugte nicht ganz, doch ist das nur ein kleiner Wehrmutstropfen.
Was die erwachsenen bzw. erfahrenen Spieler (vermutlich aber auch nur diese) mehr stören dürfte, ist der in vier von sechs Spielstufen doch sehr leichte Schwierigkeitsgrad. Hier merkt man klar, dass sich Cars 2 vornehmlich an Kinder richtet. Erst ab Stufe fünf wird es schlagartig schwieriger. Hier greift das von Mario Kart bekannte Prinzip, den Rennwagen an der Spitze eine Bombe nach der anderen mitzugeben oder von der Strecke zu rempeln. Das kann stellenweise etwas frustrierend sein, spornt aber doch an.
Richtig anspornen – Das gilt natürlich vor allem für den Multiplayer-Modus, in dem das Game dann auch für die sonst etwas Unterforderten seine Dynamik weiter entfaltet. Im Gegensatz zu anderen bekannten Rennspielen hat Cars 2 nämlich einen Split-Screen-Multiplayer! Während die Jagd-Modi kooperativ gespielt werden, geht es in den Rennen nur um die bessere Platzierung – Und wer möchte seinem Sitznachbarn da schon den Vortritt lassen?
Cars 2 ist also ein wirklich unterhaltsames Rennspiel und eine nette Alternative zu Mario Kart, wenn keine Nintendo-Konsole zur Verfügung steht.  Dabei sieht es gut aus und ist auch die Synchronisation weitestgehend gelungen. Vor allem jüngere Cars-Fans oder Gelegenheitsspieler dürften ihre Freude daran finden, alle anderen sollten sich vielleicht doch noch einen Freund einladen und den Wettkampf eröffnen.
Insgesamt also ein erfreulicher Lichtblick im Dschungel der Film-Verspielungen.

Montag, 1. August 2011

Juicy Beats 16

Wie jedes Jahr im Sommer war es am Samstag wieder soweit: Die Musikfreunde der Region waren aufgerufen, den Dortmunder Westfalenpark zur Partymeile zu machen und ca 25.000 folgten dem Ruf zum Juicy Beats 16. Angekündigt waren neben Gossip-Frontfrau Beth Ditto HipHop-Namen wie Prinz Pi und die Rapper von K.I.Z, Bonaparte und The Notwist für die Rocker oder Frittenbude und Boys Noize für die Dance Fans.
Am Festivalvortag dann leider der erste Wemutstropfen: Beth Ditto sagte aus familiären Gründen ab, ihren Platz auf der Mainstage zur besten Zeit bekamen Frittenbude.

Der zweite Wemutstropfen wäre fast das Wetter geworden, doch meinte es Petrus nach regnerischem Vormittag gut mit allen Feiernden, es blieb trocken. Dennoch füllte sich der Park später als im Vorjahr, eng wurde es erst ab etwa 17 Uhr. Und wer da Prinz Pi sehen wollte, brauchte Geduld. Das abgesperrte Arenal unter dem Sonnensegel war schnell gefüllt und nach einem kraftvollen Konzertbeginn des Berliner Rappers, der begleitet von den Fans seine Single "Du bist" performte, war auch erst einmal Pause. Das Arenal war zu voll und leerte sich erst nach einer Komplettunterbrechung sowie der Durchsage, dass momentan niemand mehr rein, aber auch keiner mehr raus komme. Stille also auf der Bühne, aber in Dortmund kocht die Stimmung bei Erwähnung des BVB ja immer. Und da dessen DFB-Pokal-Auftritt bei Sandhausen ja noch anstand, feierten die Fans erst einmal ihren Fußballmeister und sich selbst. Nach fast 30 minütiger Unterbrechung ging auch das Konzert weiter, die Stimmung kochte, zumal ein Großteil der Anwesenden selbst bei älteren Hits extrem textsicher war.
Da im direkten Anschluss auf der Hauptbühne aber schon die Fäkalrapper von K.I.Z. an der Reihe waren, wanderten viele Fans dorthin ab mit dem Bedauern, dass der ohnehin schon äußerst knapp veranschlagte Wechsel von Abitur- zur "Ghetto-Abitur"-Musik nun bedeutete, nur fünf Lieder gehört zu haben und Prinz Pi eher verlassen zu müssen.
Partyrap für eine gefüllte Festwiese boten K.I.Z. wie erwartet – HipHop-Klischees wurden aufs Korn genommen („Alle Rapper schreiben über ihre Mütter – Wir haben nun auch über ihre Mütter geschrieben“, sprach’s mit aufblasbarem Maschinengewehr in der Hand) und Sekt wurde zur Abwechslung mal nur mit den männlichen Fans getrunken.
Vor der Mainstage rockten die Fans weiter bei Frittenbude und Boys Noize und wem es dort zu voll war oder wer andere Musik suchte, der konnte noch eine der über zwanzig weiteren Locations aufsuchen, von Reggae zu Dance zu Poetry-Lesungen war alles dabei.
Aber da aller guten Dinge drei sind, muss es ja auch noch einen letzten Wermutstropfen geben: Leider war der ausgeteilte Programmzettel nicht ganz up to date. Wer sich am funkhauseuropa-Floor die Zeit vertreiben wollte, stellte fest, dass obwohl dort erst ab 22 Uhr Acts sein sollten, schon vorher Live-Musik statt fand. Bis 22 Uhr. Ohne „Nachschlag“. Denn nach 22 Uhr, so wurde den Zugaben fordernden Fans erklärt, dürfe seit der Katastrophe von Duisburg keine Live-Musik mehr gespielt werden, allein DJs würden auf allen Floors die weitere Unterhaltung übernehmen. Für die Dancefans und erst später im Park ankommenden Diskojünger dürfte das kein Problem gewesen sein. Schade nur für die übrigen.

Bleibt also zu resümieren:
Das Juicy Beats 16 war trotz des Headliner-Ausfalls ein prima Festival (wenn auch organisatorisch mit ein bisschen Luft nach oben).
Wer hier keine Musik findet, die er mag, dem ist nicht mehr zu helfen. Und wer sich einfach mal überraschen lassen, einen Sommertag plus -nacht tanzend verbringen oder einfach nur mit Freunden bei guter Musik im Park abhängen möchte, der sollte sich Juicy Beats 17 schon im Kalender vormerken. (Sabine)

Juicy Beats ist das wohl etwas andere Festival. Statt die Bühnen und Stages nach Sponsoren zu benennen, heißen sie hier wie Früchte. Die Main Stage ist der Apfel, die Bühne des FZWs ist die Himbeere und wer dem Ruf der Erdbeere erlegen ist, der fand sich bei der Sounds & Poetry Stage wieder. Diese kleine Auswahl zeigt, dass das Juicy Beats wie jedes Jahr vor allem eins ist: bunt. Auf über 25 Bühnen gibt es jede nur denkbare Form von Musik und Unterhaltung, um die Besucher des eintägigen Festvials im Dortmunder Westfalenpart bei Laune zu halten. Deftige Bässe für die Elektrofans, heiße Rhythmen für Anhänger spanischsprachiger Musik aus aller Welt und Gitarrenriffs für Rocker. Wo immer man auch hinging, Musik war allgegenwärtig und es war schwer etwas zu finden, was einem nicht gefällt. Auf den Wegen zu den Bühnen gab es, typische für Festivals, jede Menge Ess- und Getränkestände. Kurios, aber gleichzeitig auch sehr gewieft, dass man für ein Pommesschälchen 50 Cent Pfand zahlen musste, um so ein wenig der Verschmutzung des Parks den Riegel vorschieben konnte.

Persönliche Highlights waren die Auftritte von K.I.Z. auf der Main Stage, die ihre ganz eigene Art von Humor in ihre Texte und Bühnenshow packten, Prinz Pi unter dem Sonnensegel, welcher auf Grund von Platzmangel zeitweise den Auftritt unterbrechen musste, und ein Mörderset vom Hamburger DJ Boys Noize. Leider musste der eigentliche Headliner Beth Ditto wegen familiären Problemen ihren Gig sehr kurzfristig absagen, ihren Platz nahmen die Jungs von Frittenbude auf der Main Stage ein. Der Stimmung tat die Absage jedenfalls keinen Abbruch, denn Frittenbude lieferte sehr ordentlich ab und die rund 25.000 Besucher auf dem Festgelände feierten bis spät in die Nacht hinein. Friedlich, gut gelaunt und mit jeder Menge Lust auf mehr Früchte im nächsten Jahr. Dann auch hoffentlich mit ein wenig Sonne. Der Regen blieb zwar dankenswerterweise aus, aber ein so farbenfrohes Fest verdient keinen grauen Himmel. (Stefan)