Donnerstag, 28. April 2011

R. Kelly: Konzert abgesagt

Fast bin ich versucht, zu schreiben: The same procedure as every year...
Denn wie schon im letzten Jahr muss auch das R. Kelly-Konzert in der Kölner Live Music Hall heute ausfallen. Wegen stimmlicher Probleme. 
Nachgeholt wird das Konzert auch nicht. 
Wer schon ein Ticket erworben hat, möge sich wegen der Rückerstattung an die Vorverkaufsstelle wenden, bei der die Karten gekauft wurden.


Irgendwie Pech für die deutschen Fans von souliger Black-Music.  
Nach Usher nun also auch kein Konzert des "world's greatest". 
Wie verlässlich da doch die großen deutschen Musiker sind. Westernhagens Konzert in Dortmund letztes Jahr war großes Kino und die Vorfreude auf Grönemeyer dürfte nun nur noch steigen. 


Samstag, 23. April 2011

R. Kellys "Love Letter": ein Empfehlungsschreiben zum Konzert


Nach "Epic" gab es im vergangenen Jahr ja noch ein Album des "Godfather of R'n'B, das anlässlich des Konzerts nächste Woche in Köln noch einmal etwas Aufmerksamkeit erfahren soll.
Nachdem Mr. Kelly  mit „Epic“ ja wieder alte Qualitäten hatte unter Beweis stellen können, durfte man gespannt sein, welche Richtung er mit der neuen, ja verhältnismäßig kurz danach veröffentlichten Platte einschlagen würde. Würde er bei seinen Balladen und Liebesliedern bleiben oder sich doch wieder als Mr. Cool präsentieren, der Rapper anheuert und seine Stimme mit dem geliebt-verhassten Autotune verzerrt? Wer letzteres nicht gerne hören mochte, darf beruhigt sein. Auch mit „Love Letter“ schließt der Sänger aus Chicago wieder an seine alten Hits an: Die Stimme ist klar, die Melodien eingängig und die „Ladies“ (aber natürlich auch die männlichen Zuhörer) dürften auf ihre Kosten kommen. Dieses Album ist ein Liebesbrief, der die Höhen einer Beziehung thematisiert, aber auch die Tiefen und dabei noch wundervoll klingt

Beginnt alles mit einem Liebesbrief über die guten gemeinsamen Zeiten, von Spaziergängen und anderen Aktivitäten, wird seine Angebetete schnell zum persönlichen „Number One Hit“, zum Lied seines Lebens, das nicht weniger als eine Platinauszeichnung verdient habe. Aber wie das so ist: Wenn die rosa Brille nicht mehr auf den Augen sitzt, kommt es zur ersten Krise, man fragt sich, ob die Beziehung die Richtige ist, ob die anfänglichen Schmetterlinge im Bauch eine Chance auf ein längeres Bleiben haben („Not feeling the love“). Aber alles wird gut, unsere Beziehung endet nicht an dieser Stelle, denn „Kells“ kann einfach nicht genug von seinem „Baby“ bekommen, was aber kein Hindernis für eine Affäre in einem „Taxi Cab“ ist. Und reumütig fleht er seine Freundin via einer „Radio Message“ um Vergebung an.  Daran schließt völlig passend die Single-Auskopplung des Albums an. „When a woman loves“, dann mit Herz und Seele, nimmt sie ihn doch zurück. Und dieses Lied repräsentiert als moderne Version klassischer R’n’B- und Soultracks die gesamte Platte und zeigt, dass Musik auch ohne bouncige Bässe, dafür aber mit viel Gefühl und gelungener Instrumentierung ansprechend sein kann. Der zugehörige Videoclip zeigt keine halbnackten Tänzerinnen, keine Frauen im Bett, aber auch keinen Sänger, der seine Freundin anbetet und für sie sogar ein Klavier bergauf und –ab zieht. R. Kelly, das ist klar, ist erwachsener als das, realistischer und so ist er der alleinige Hauptdarsteller des schwarz-weiß gehaltenen Videos, präsent, wie im gesamten Lied, beeindruckend, allein umgeben von Mikrofonen. Und von schönen gemeinsamen Zeiten wechselt diese seine besungene Beziehung immer wieder zu Punkten, an denen eine Trennung bevorsteht. Weitere Highlights sind dabei das Duett „Love is“ mit K. Michelle, das beschwingt zum Mittanzen einlädt, sowie das fast schon pompös orchestrierte „Music must be a lady“, die einem beide das Gefühl früherer Zeiten, vor 40 oder mehr Jahren vielleicht, geben. Aber um ein Ende der Geschichte kommen wir nicht herum, ein schmerzhaftes Ende, in der sich ein Partner trennt, obwohl er für immer bleiben wollte. Wie man diese Nachricht dem anderen beibringt? Nein, darauf gibt es keine Antwort, kein Patentrezept („How do I tell her“) und das klingt eindringlich ehrlich und macht dieses Album zu mehr als irgendeinem kurzweiligen Soul-Pop-Hit. Aber irgendwie fühlt man sich an diesem Ende doch bedrückt. So einfach soll es enden? Mit einem „Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, aber...“? Nein, so lässt R. Kelly seine Hörer nicht zurück, vielmehr überrascht er sie mit einem Bonus Track der anderen Art: seiner Version von Michael Jacksons „You are not alone“, dem der Track natürlich gewidmet ist „In loving memory of my hero MJ“.
Und nein, auch wenn ich es schon öfter gehört habe, eine billige , ja unrechtmäßige Coverversion ist das nicht. R. Kelly hat „You are not alone“ Mitte der 90er geschrieben, genau wie andere Jacko-Songs. Als Antwort auf schwierige persönliche Zeiten bot er es Michael Jackson an, der sich nach privaten Problemen ebenfalls damit identifizieren konnte und es performte. Kommerziell erfolgreich war es Jacksons letzter Nummer Eins-Hit in den USA.
Dass R. Kelly den Song nun auf seinem Album singt, sollte also eigentlich niemanden aufregen, zumal die Platte auf diese Art zu einem rundem Abschluss geführt wird. Das klingt von Anfang bis Ende stimmig und ist vielleicht auch als ein Zeichen zu verstehen, dass R. Kelly nach dem eher befreiend wirkenden „Epic“ zu sich selbst und seinen Stärken gefunden hat und zu überdrehten Beats, die einen Mitvierziger eher albern wirken lassen, auch mal „nein“ sagen kann.
Wozu man hingegen nicht „nein“ sagen kann bzw. sollte, ist, wie oben schon angekündigt, die Chance, R. Kelly einmal live zu sehen, vor allem, wenn man in Europa wohnt. Besuche hier sind aufgrund der Flugangst des Künstlers äußerst rar. Gleichwohl sind die Konzerte aber wirklich gut, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Der Mann kann live singen, was schon einmal eine gute Vorrausetzung ist für ein Konzert in der Live Music Hall in Köln. Gute Stimmung gibt’s obendrauf und deshalb sollte die Vorfreude steigen: Denn schon nächste Woche, am 28. April, ist es soweit. Tickets für das Konzert in Köln gibt es ab sofort zum Preis 47,50 € an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie unter der Rufnummer 0180/ 522 88 20 (0,14€/Min. aus dem dt. Festnetz, max. 0,42€/Min aus dem dt. Mobilfunk). Online sind die Karten unter www.handwerker-promotion.de zu ordern.

Donnerstag, 14. April 2011




Im Jahr 2001 erschien mit „Golden Sun“ eines der zweifellos besten klassischen Japan-Rollenspiele für den Game Boy Advance. Nun steht fast zehn Jahre und eine Konsolengeneration später mit „Golden Sun: Die dunkle Dämmerung“ der dritte Teil der Reihe in den Läden und es stellt sich die Frage, ob sich ein erneuter Ausflug in die Welt von Weyard lohnt.I

Während die ersten beiden Golden Sun Titel noch zeitlich und inhaltlich relativ nah aufeinander folgten, hat der dritte Teil nicht nur lang genug auf sich warten lassen um nun eines der letzten großen Spiele auf dem Nintendo DS zu werden, sondern er spielt auch 30 Jahre nach den Ereignissen der ersten Golden Sun Spiele. Diese, zur kurzen Erinnerung, erzählen die Geschichte einer kleinen Gruppe Magiekundiger, sogenannter Adepten, die im Verlauf ihrer Abenteuer eine bislang versiegelte Macht entfesseln, deren Wiederauftauchen die Welt bis in ihre Grundfesten erschüttert und vollkommen verändert. Durch die Aktivierung der sogenannten Goldenen Sonne kehrt mit der Alchemie gewissermaßen die Magie in die Welt zurück, was bedauerlicherweise großflächige Zerstörungen zufolge hat, andererseits aber auch den Untergang der Welt verhindert. 30 Jahre später ist es nun an den Nachkommen der ursprünglichen Helden, sich ihrerseits auf die Reise zu begeben. Ursprünglich sollen Matthew, Tyrell und Kiara nur ein Ersatzteil für eine Flugmaschine auftreiben, geraten dann aber in ein Abenteuer, das dem ihrer Eltern in nichts nachsteht.

Diese ganze Geschichte wird in einem Spiel entwickelt, das weder für Kenner des Genres noch Fans der Vorgänger besondere Überraschungen bereit hält. Golden Sun: Die Dunkle Dämmerung ist ein Japan-Rollenspiel, wie es klassischer kaum sein könnte. Man steuert Matthew als Gruppenführer stellvertretend für die anderen Charaktere abwechselnd durch isometrische, detailliert entworfene Dungeons und Städte und über die naturgemäß nicht ganz so detaillierte Weltkarte zwischen den einzelnen Schauplätzen. Dabei gilt es, regelmäßige Zufallskämpfe zu bestreiten, in deren Verlauf die Charaktere durch Erfahrungsgewinn stärker werden und unterschiedliche Rätsel zu lösen. Das Spiel ist zunächst sehr linear, erst später bekommt man zusammen mit einem Transportmittel die Möglichkeit, sich freier auf der Weltkarte zu bewegen und Weyard auf eigene Faust zu erkunden. Das Alleinstellungsmerkmal von Golden Sun: Die Dunkle Dämmerung besteht, wie bei vergleichbaren Spielen, in den Besonderheiten des Kampf- und Charakterentwicklungssystems. Als allesamt magisch begabte Adepten haben die Charaktere die Möglichkeit, sich mit bestimmten Naturgeistern Weyards zu verbünden, den sogenannten Djins. Djins existieren in vier verschiedenen Grundtypen, die mit den Elementen korrespondieren: Venus-Djins sind mit Erde und Pflanzenwachstum assoziiert, Mars-Djins haben mit Feuer zu tun, Jupiter-Djins haben Macht über Elektrizität und Wind und Merkur-Djins sind eng mit Wasser verbunden. Die Suche nach Djins macht einen der wesentlichen Sammeltriebe des Spiels aus, man kann sich die Sache ein bisschen wie Pokémon mit Zauberern vorstellen. Einmal entdeckt, kann man Djins mit einzelnen Charakteren verbünden, was deren Charakterwerte, aber auch ihre magischen Fähigkeiten beeinflusst. Ein Mars-Djin verleiht zum Beispiel die Fähigkeit, Gegner im Kampf mit Feuer anzugreifen. Die über 70 Djins aus den vier verschiedenen Elementtypen ermöglichen dabei zahllose Kombinationen, die jeweils andere Werte und Zaubersprüche für die Charaktere zur Folge haben. Außerhalb von Kämpfen kann man die Djins beliebig hin- und hertauschen. Im Kampf besteht zudem die Möglichkeit, einzelne Djins zu entfesseln, sie also direkt auf den Gegner (oder die eigene Gruppe) loszulassen. Die Effekte reichen von Element-basierten Angriffen bis hin zu gruppenweiten Stärkungszaubern. Das Entfesseln von Djins will allerdings wohlüberlegt sein, da die einmal losgelassenen Djins eine Weile nicht mehr mit dem Charakter verbunden sind, er also möglicherweise kurzfristig Zaubersprüche verliert. Entfesselte Djins bieten allerdings auch einen großen Vorteil: die nicht direkt mit Charakteren verbundenen Naturgeister können eingesetzt werden, um mächtige Beschwörungen aufs Schlachtfeld zu rufen; die stärksten Angriffe im Golden Sun-Universum.

All das ist allerdings nur selten notwendig, denn Golden Sun: Die dunkle Dämmerung ist kein wirklich schwieriges Spiel. Insbesondere Kenner des Genres werden auf wenig Widerstand stoßen, selbst die regelmäßigen Bosskämpfe laufen meist nach dem Schema ab, dass man so lange Djin-Spezialattacken verwendet, bis man genug freie Naturgeister für die mächtigsten Beschwörungen hat, die auch mit dem stärksten Gegner kurzen Prozess machen. Außerhalb der Kämpfe spielen die Djins nur eine indirekte Rolle, da die von ihnen verliehenen Zauberkräfte, die Psynergie, notwendig ist, um die zahlreichen Rätsel in den verschiedenen Dungeons des Spiels zu lösen. Hier liegt eine der Stärken des Spiels, da es ein ohne Zweifel ungewöhnlich rätsellastiges Rollenspiel ist. Die Puzzles sind allerdings allesamt nach etwas Überlegen zu lösen und abwechslungsreich genug, um nie langweilig oder anstrengend zu werden.

Bleibt noch, einige Worte zur Grafik zu verlieren, die bei einem Spiel, dessen Vorgänger zur Grafikreferenz seiner Generation zählte, unter besonderer Beobachtung steht. Die dunkle Dämmerung lässt einen aber nicht so sehr staunen wie seine Vorgängertitel, dazu sind auf dem DS in den letzten Jahren zu viele zu gut aussehende Spiele erschienen. Die Grafik ist allerdings dennoch sehr ansehnlich, besonders im dreidimensionalen Kampfbildschirm beeindrucken die Zauber- und Djineffekte und die nach allen Regeln der Kunst in Szene gesetzten Beschwörungen.

Unterm Strich ist Golden Sun: Die dunkle Dämmerung ein sehr gutes, aber nicht überragendes Rollenspiel, das sich sehr stark auf klassische Tugenden verlässt und mit abwechslungsreichen Rätselpassagen erfreut. Man muss kein Kenner der Vorgängertitel sein, um schnell ins Spiel zu finden (auch die Story der früheren Spiele wird anhand schicker Bilderbücher im Spiel erklärt) und durch seinen vergleichsweise geringen Schwierigkeitsgrad und seine einfach strukturierte Erzählung ist es auch für Einsteiger oder jüngere Spieler geeignet. Wer über kleine Ärgernisse wie den sehr knapp bemessenen Inventarplatz und die lediglich drei Speicherslots auf dem Modul hinwegsehen kann, kann sich mit Golden Sun: Die dunkle Dämmerung über eines der letzten großen Rollenspiele auf dem Nintendo DS freuen.